Nicht erst seit gestern erreichen uns Meldungen über menschenverachtende Bedingungen bei der Errichtung der WM-Infrastruktur in Katar. Schon vor sechs Jahren wies die IG Bauen-Agrar-Umwelt auf die hochgradig diskriminierenden und gefährlichen Verhältnisse für Arbeitsmigranten in Katar hin. Diese müssten ihre extrem kargen Löhne nicht nur unter ausbeuterischen Bedingungen und mangelnder Arbeitssicherheit verdienen, nicht nur in unwürdigen Unterkünften leben, sondern seien zudem faktisch rechtlos. So dürfen sie demnach ohne Genehmigung des Arbeitgebers nicht einmal in ihre Heimat zurückkehren.
Inzwischen melden Medien die Zahl von 6.700 toten Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen in Katar per Stand Mitte Februar. Alle sieben Stunden stirbt dort ein Arbeiter vom indischen Subkontinent. Es ist zu spät, diese Leben zu retten. Aber wir können nicht darüber hinwegsehen.
Der Sport verbindet Nationen, unabhängig von Politik, Weltanschauung und Religion. Es ist wichtig, diese Verbindungen zu erhalten und immer wieder zu erneuern. Aber hier geht es nicht um Fragen von Politik und Kultur, sondern hier geht es um Menschlichkeit, um das Recht auf Leben.
Wir wissen sehr wohl, dass viele Fußballfreunde den Spielen der deutschen Nationalmannschaft entgegenfiebern. Uns ist ebenso bewusst, dass eine Weltmeisterschaft für die Sportler der Höhepunkt ihrer Laufbahn schlechthin ist. Wir sind Fußballfans und lieben diesen Sport. Aber es gibt nichts, was es rechtfertigen könnte, die Menschenrechtsverletzungen in Katar hinzunehmen, ja, gar durch die Teilnahme am Turnier wissentlich, billigend zu unterstützen. Die Stimmen werden lauter, und ProFans stellt sich ganz klar an die Seite derer, die einen Boykott dieser Weltmeisterschaft für unumgänglich halten.
Wir fordern den DFB auf, die Teilnahme an der WM in Katar abzusagen.
Ein rauschendes Fußballfest auf den Gräbern von Tausenden Arbeitsmigranten – daran teilzuhaben, wäre das Ende von Ethik und Würde. Mit Entsetzen wenden wir uns davon ab. Fußball ist mehr als nur ein Spiel. Fußball ist auch: gesellschaftliche und soziale Verantwortung. Wir sind sicher, andere werden dem Beispiel Deutschlands folgen. Will der DFB noch einen letzten Rest von Glaubwürdigkeit behalten, muss er seine Teilnahme an diesem Turnier absagen, und zwar jetzt!
ProFans, im März 2021